In Indonesien muss man immer mit ungewöhnlichen Dingen rechnen. Zum Beispiel damit, dass man Flughafen der einzige Passagier ist. Na gut, ganz allein waren wir nicht. Knapp 50 Soldaten haben uns umringt.
Allein am Flughafen
Am nächsten Morgen sind wir früh aufgestanden und waren erleichtert, dass der Fahrer, mit dem wir am Vortag Uhrzeit und Preis für die Fahrt zum Flughafen vereinbart haben, pünktlich vor der Tür stand. Das ist ja auch nicht immer selbstverständlich gemäß indonesischer Rubber Time. Deutsch wie wir sind, wollen wir auf keinen Fall riskieren zu spät am Flughafen zu sein. Zwei Stunden vor Abflug setzt uns unser Fahrer vor dem Flughafen ab. Und wir stellen fest, dass dieser noch gar nicht auf hat! Wir sitzen also vor der Tür. Komplett allein. Mitten in der Pampa. Wir lachen und machen es uns auf einer Bank bequem. Weil noch so viel Zeit ist, laufe ich ein bisschen über den Parkplatz und schieße Fotos.
Soldaten-Besuch
Während ich noch über den vorgelagerten Parkplatz laufe, sehe ich plötzlich einen Jeep des Militärs auf das Gelände fahren. Und gleich dahinter kommt noch einer. Ich frage mich plötzlich, ob ich hier überhaupt fotografieren darf. Dass Poso ein Militärstützpunkt ist, weiß ich aufgrund des blutigen Poso Konflikts, der erst einige Jahre zurückliegt. Ich setze also ein harmloses Gesicht auf und schlendere zurück zum Terminal, wo Ehsan sitzt. So sitzen wir nun da. Hinter uns parken die beiden Jeeps und die Soldaten stehen rum. Nach einiger Zeit kommen noch mehr Militärwagen mit Soldaten, was uns ein leicht unbehagliches Gefühl beschert. Was machen dir hier nur? Ist irgendetwas passiert?
Letztendlich stehen sie alle nur rum und unterhalten sich. Irgendwann bemerke ich, dass die Gruppe hinter uns auf ihren Handys rumspielt – was in unsere Richtung gedreht ist. Aha! Selbst von Soldaten werden wir fotografiert. Aber scheinbar sind ihnen die heimlichen Bilder nicht genug: Irgendwann fragt dann doch einer mal, ob wir ein gemeinsames Foto machen können. Gruppenfotos mit Unbekannten sind hier in Sulawesi für uns quasi an der Tagesordnung. Uns macht das nichts, wir finden das eher witzig. Und so machen wir mit den Soldaten Fotos. Die bleiben dabei die ganze Zeit todernst. Während unsere Fotopartner sonst eher kichern, verziehen die Soldaten keine Miene. Außer ihrem „Anführer“ spricht keiner mit uns. Aufs Foto wollen sie aber schon.
Nachdem wir das Foto gemacht haben, scherzt Ehsan noch kurz mit dem Anführer, ob er mal sein Maschinengewehr halten könne. Das bringt diesen leicht aus der Fassung, man merkt, dass er überlegt, ob er das verantworten könne, aber Ehsan nimmt ihm die Entscheidung ab, indem er ihn aufklärt, dass die Frage nicht ernst gemeint war. Ist mir auch lieber so.
…und es werden immer mehr
Irgendwann bemerken wir, dass immer mehr Soldaten auf dem Flughafen eingetroffen sind. Auch ein paar „normale“ Passagiere, aber das Militär ist eindeutig in der Überzahl. Irgendwie wird es auch leicht hektisch. Schicke Autos fahren vor. Ein Mann in stattlicher Uniform wird ausdrücklich unterwürfig begrüßt. Er scheint hier was zu sagen zu haben. Das eine schicke Auto wird mit Tüchern poliert. Von der Türklinke bis zur Trittfläche wischt ein Soldat über alles noch mal drüber, obwohl der Wagen eh schon auf Hochglanz ist. So langsam dämmert uns, dass vermutlich nichts Schlimmes passiert ist, sondern das hoher Besuch erwartet wird.
Als wir uns am Schalter zum Check-in anstellen, werden uns plötzlich unsere Ausweise abgenommen. Kurze Passkontrolle. Ein Mann verschwindet mit unseren Reisepässen. Etwas ratlos bleiben wir zurück und stehen weiter an. Gut, dass der nach zwei Minuten zurück ist und uns die Pässe wieder gibt. Ich habe mich nämlich kurzfristig gefragt, ob es klug war, irgendjemandem einfach den Pass zu geben :-).
„Sorry, my English is not good“
Beim Check-in fragen wir einfach mal nach, was denn hier los sei, warum so viel Militär anwesend sei. Der nette Herr, der zuvor noch flüssig Englisch sprach, antwortet ausweichend „Sorry, my English ist not good“. Glasklar. Der will (oder darf) nichts sagen. Macht aber nix. Am Gate klärt uns ein anderer wartender Passagier auf, das der oberste Militärchef gleicht mit dem Flieger landet. Und zwar mit dem, in den wir einsteigen. Deshalb die ganze Aufregung hier. Als unser Flieger dann landet, beobachten wir noch das Begrüßungsspektakel bis der mit Aufregung erwartete Herr aus unserem Blickfeld verschwindet. Und dann geht auch schon unser Flug. Was für ein merkwürdiger Morgen!