Endlich: die Sahara! Wüste, Oasen, Kamele, Schlafen im Zelt – ein Träumchen wird wahr.
Von Tamegroute aus brechen wir auf nach Mhamid. Von hier aus soll unser Wüstenabenteuer los gehen. Da wir massig Zeit haben, lassen wir uns Zeit und machen noch einen Erfrischungs-Stop in Tagounite, einer sehr kleinen Stadt, die im Prinzip schon in der Wüste liegt. Zwar türmen sich hier keine Sanddünen, die Gegend ist aber komplett flach und der staubig-lehmige Boden ausgetrocknet und von der Sonne verbrannt. Eins ist klar: Einfach ist das Leben hier sicherlich nicht.
Mhamid
Nur eine Stunde später erreichen wir die Wüstenstadt Mhamid, der letzte Ort bevor die “Klischee”-Wüste beginnt. Viel gibt es hier nicht sehen. Ein Teil der Stadt besteht aus Büros der Reiseveranstalter, die die Wüstentouren anbieten und der andere Teil der Stadt besteht aus sehr schlichten Gebäuden und den nötigsten Geschäften, die man so braucht, um so weit ab vom Rest des Landes halbwegs leben zu können.
Unsere Tour Guides finden wir schnell. Wir melden uns schon mal an, haben aber immer noch mehrere Stunden Zeit, da es erst am späten Nachmittag los gehen soll, wenn die schlimmste Hitze vorbei ist. Also streunern wir ein wenig durch die Straßen. Da es aber gut 35 Grad sind (und das schon im April!!!), entscheiden wir uns dann doch für ein Essen und kalte Drinks im Schatten. Außerdem müssen wir uns noch mit Wasser für drei Tage eindecken. Das müssen wir nämlich selbst mitnehmen. Und davon wollen wir in der Wüste ganz sicher nicht zu wenig haben!
Mit dem Kamel nach Erg Lihoudi
Am späten Nachmittag geht´s dann endlich los. Es ist immer noch verdammt heiß, aber die Vorfreude auf die bevorstehende Zeit lässt einen die Hitze vergessen. Außerdem hilft so ein Turban erstaunlich gut. Die Dinger machen in der Wüste echt total Sinn! Vor allem, wenn man auf einem Kamel sitzt. (Die Kamele sind eigentlich Dromedare, es gibt keine Kamele in Marokko, aber weil das jeder so sagt, nenne ich sie einfach auch Kamele :-).) Zum Camp geht es nämlich per Wüstenschiff.
You´re a real Nomad!
Die Kamele tragen uns und das Gepäck. Ich selbst habe nur eine Handtasche mit. Mehr als einen Satz Unterwäsche, einen Pulli für die Nacht und ein frisches T-Shirt brauche ich sicher nicht. Der Nomade, der mein Gepäck entgegen nimmt, schaut fragend die Tasche an und dann mich. Ich sage ihm, das wäre alles. Er freut sich: “You´re a real Nomad”! Ich fasse das mal als Kompliment auf.
Im Nachhinein tun mir die Tiere doch ein wenig Leid, der Strick durch den Nasenring ist sicher nicht besonders angenehm. Erst recht nicht, wenn der Nomade, der uns zu Fuß begleitet und das Kamel führt, da ruppig dran zieht.
Trotzdem war es eine schöne Erfahrung, wenn auch eine unbequeme. Da man keine Steigbügel hat (wie beim Reiten eines Pferdes), baumeln die Beine die ganze Zeit runter. Das tut irgendwann weh und das Blut staut sich in den Füßen. Gerade beim Absteigen ziemlich unangenehm.
Im Camp von Erg Lihoudi
Nach zwei Stunden auf dem Kamelrücken erreichen wir das Camp für die erste Nacht in der Lihoudi Düne (Erg Lihoudi). Es liegt wunderschön zwischen Dünen und wir werden total herzlich von den Nomaden empfangen. Jeder hat ein eigenes Zelt, das nur ein Bett und eine Lampe beinhaltet, aber mehr braucht man schließlich nicht. Mit uns sind noch ein paar andere Gäste aus Europa und Kanada da. Witzigerweise darunter auch ein Paar aus Düsseldorf, wobei er genau wie Ehsan auch noch Sonderpädagoge ist – Zufälle gibt´s.
Bevor die Sonne untergeht, klettern wir die Dünen hoch und genießen die Aussicht, die noch fantastischer wird als die Sonne untergeht. Mit der Dunkelheit sitzen wir dann alle im Camp draußen unter einem Sternenhimmel wie man sich ihn in der Wüste eben vorstellt – glasklar und funkelnd. Wir quatschen alle und genießen die entspannte Atmosphäre. Nur die Kanadierinnen fallen etwas aus der Reihe – sie haben sich Rotwein mitgebracht und sitzen etwas abseits. Ihr Lachen ist eine Mischung aus ansteckend und nervend.
Zum Abendessen werden wir dann in ein großes Zelt gebeten – sozusagen das Wohn- und Esszimmer mitten in der Wüste. Es ist komplett mit Teppichen ausgelegt und bunt geschmückt. Trotz der Abgelegenheit des Camps werden wir bekocht wie immer: Tajine mit Fladenbrot, Obst zum Nachtisch. Nach dem Essen spielen die Nomaden noch Musik.
Mit dem 4WD nach Erg Chegaga
Der nächste Morgen beginnt früh. Da es um die Mittagszeit extrem heiß wird, gibt es früh Frühstück. Und dann geht´s auch schon los. Unser Ziel: Die Chegaga Dünen (Erg Chegaga), die größten in Marokko. Mit dem Four-Wheeler werden wir und das andere deutsche Paar aus Düsseldorf kutschiert. Es geht in Schlangenlinien durch die Sanddünen, die immer wieder von steinigem, flachen Boden abgelöst werden. Unser Fahrer manövriert uns gekonnt durch das Labyrinth, in dem wir uns innerhalb von Minuten verirren würden.
Mittags machen wir eine lange Pause in einer Oase, wo wir wieder mit reichlich Essen versorgt werden. Da es außerhalb des Schattens viel zu heiß ist, verbringen wir fast vier Stunden hier bevor es zum Camp von Erg Chegaga geht. Aber das macht nichts. Man geht ja auch in die Wüste, um zu entschleunigen.
Im Camp von Erg Chegaga
Am späten Nachmittag erreichen wir unser Camp für die zweite Nacht. Es liegt wieder wunderschön in den Dünen. Natürlich genießen wir wieder die weite Aussicht von den Kämmen der Dünen und den Sonnenuntergang.
Obwohl wir in diesem Camp nicht mal Strom haben, mangelt es an nichts. Sogar die Dusche ist super. Eine kleine geflieste Zelle mit Wasseranschluss, einer Kerze und einem Topf, mit dem man sich das Wasser über den Körper kippen kann, sind völlig ausreichend. Auch das Abendessen ist wieder top, das wir bei Kerzenschein genießen. Später sitzen wir am Lagerfeuer und gucken Sterne. Die Nomaden stimmen wieder Lieder an.
Kleiner Schreck in der Nacht
So eine Nacht in der Wüste ist zwar romantisch, kann für uns Stadtkinder aber auch mal für Herzklopfen der anderen Art sorgen. Als wir nämlich mitten in der Nacht aufwachen und draußen irgendein Geheule hören, denken wir erstmal an Schakale oder Kojoten ohne zu wissen, ob die hier überhaupt leben (tun sie übrigens nicht). Im Zelt fühlen wir uns sicher, aber zur Toilette will in dieser Nacht keiner gehen müssen. 🙂 Am nächsten Morgen stellen wir fest, dass ein Hund unweit des Camps im Sand schläft. Das war vermutlich der Störenfried in der Nacht. Und der sieht eigentlich ganz harmlos aus.
Mit der zweiten Nacht in der Sahara ist unser Wüstenabenteuer dann auch leider schon vorbei. Mit dem 4WD geht es zurück nach Mhamid. Was bleibt, ist die absolute Entspannung. Über Dünen gucken, hat es Meditatives. Und die absolute Ruhe jenseits der Zivilisation sorgt innerhalb kürzester Zeit für Tiefenentspannung. Einfach herrlich!