Es wird Zeit für ein paar (visuelle) Eindrücke! Nachdem sich meine Wohnsituation nun geklärt hat und ich in einer netten WG in Parel lebe, möchte ich mal ein paar Bilder von dem teilen, was mich so tagtäglich umgibt.
Es ist doch echt bewundernswert wie Mensch, Tier, Pflanzen und Architektur miteinander verwoben sind, die Übergänge sind fließend. Alles geht ineinander über, alles findet seine Nische. Einfach faszinierend. Wenn ich mit dem Taxi durch die Stadt brause, habe ich manchmal das Gefühl ich fliege durch eine Phantasiewelt.
Street Food
An jeder Ecke kann man kleine Snacks oder frisch gepresste Säfte kaufen. Das hört sich erst mal toll an, sollte man als Nicht-Inder aber lassen, wenn man nicht die nächsten Wochen (!) auf dem Klo verbringen will – zumindest bei den Snacks, die nicht frittiert werden. Beim näheren Hinsehen sieht man meistens gut eintausend Fliegen, die es sich darauf gemütlich gemacht haben. Von dem was man nicht sieht ganz zu schweigen! Gerade jetzt, kurz nach der Monsunzeit, ist das Wasser besonders belastet. Schade, lecker duften tut es nämlich meistens!
Colaba Market
Vor ein paar Tagen bin ich zufällig auf den Colaba Market gestoßen – leider am Eingang der Fischabteilung. Nach hundert Metern bin ich wieder umgedreht, der Würgreiz wurde zu stark, ich wollte ungern meinen Magen vor den Händlern entleeren (zumal die einen ja eh schon erwartungsvoll anstarren). Fischgeruch an sich ist ja sowieso nicht mein Ding, aber hier gibt es keine Kühlung und es war schon abends, sprich: Verwesungsgestank der feinsten Note schlug mir entgegen. Den Krähen macht´s nichts, die stürzen sich auf die Reste, die einfach auf die Straße gespült werden. Ich war froh meinen Dupatta (indischer Schal) dabei zu haben, um mir den ins Gesicht zu drücken.
Viel besser war dann die „Gemüseabteilung“ am anderen Ende. Durch unzählige Gassen schlängeln sich kleinere und größere Stände, Waren sind einfach auf dem Boden ausgelegt oder in richtigen Regalen. Selbst abends war hier noch richtig was los. Ein buntes Potpourri aus Menschen, Hühnern und Ziegen – sie alle durchziehen die verwinkelten Gassen. Jeder will etwas abbekommen. In Vorbereitung auf das Ganesha-Fest werden hier schon die ersten Ganeshas (Elefantengott) hergestellt und per Hand verziert.
Leben auf der Straße
Leben auf der Straße, das ist zweideutig. Zum einen sind die Straßen einfach immer lebendig. Lautes Hupen, Straßenhändler, Menschenmassen, die sich durchschieben. 40.000 Taxis gibt es in der Stadt, die ihr Bestes geben, um den Lärmpegel immer hochzuhalten. Aber es leben auch wirklich viele Menschen auf den Straßen. Der Gehweg ist ihr Heim. Häufig sieht man ganze Familien, die sich eine Ecke ausgesucht haben. Dort sind Frauen mit Säuglingen, Familien, die gemeinsam frühstücken oder Kinder, die zusammen spielen. Obdachlosigkeit ist an jeder Ecke sichtbar, da teilweise sogar Verkehrsinseln oder Kreisverkehre als Wohnort dienen. Außerdem gibt es hier nichts, was nicht auf der Straße liegt. Alles, was aussortiert wird, ob Müll oder gar Bürostühle, liegt auf Gehwegen und Straßen.
Taxi fahren
Wer scharf auf Nahtoderlebnisse ist, sollte unbedingt Taxi fahren! Nein, so schlimm ist es nicht, aber der Verkehr ist echt der Wahnsinn. Ich fahre jeden Tag mit dem Taxi zur Arbeit und habe mich an den rasanten Fahrstil schnell gewöhnt. Teilweise gibt es bis zu sechs Spuren in jede Richtung, wobei man sich vorstellen muss, dass alle irgendwie gerade da fahren, wo es eben passt. Abstände werden millimetergenau abgepasst. Ich fühle mich trotzdem immer sehr sicher und es macht auch einen Mordsspaß – als wäre man auf einer Ralley! 🙂 Das Taxi selbst ist auch oft interessant. Viele sind von innen richtig dekoriert. Mit einer Blumenverkleidung, einem kleinen Schrein auf dem Amaturenbrett, Blumen und sogar Räucherstäbchen über dem Taxameter.
Geschäfte, Geschäfte!
Hier versucht einfach jeder irgendetwas zu verkaufen. Neben den ganzen Geschäften und kleinen Ständen gibt es zahlreiche Einzelpersonen, die nur ein einziges Produkt anbieten: Stifte zum Beispiel. Häufig sehe ich Männer, die Fineliner verkaufen. Nur eine Marke, eine Sorte, eine Farbe! Andere „Einzel“-Händler verkaufen Landkarten, Trommeln, Flöten oder Socken. Für 2 Rupien kann man sich sogar wiegen. Das ganze Geschäft besteht nur aus einer alten, analogen Personenwaage und einem Pappschild.
Ich selbst war auch schon shoppen. Nach harten Verhandlungen konnte meine Reisetasche um zwei Oberteile bereichern. Im Hotel habe ich festgestellt, dass in einem Oberteil die Schilder rausgeschnitten wurden, aber eine Sicherung noch eingenäht war. Tja, da braucht man nur eins und eins zusammenzählen. Ein einfacher Straßenstand braucht bestimmt keine Sicherung.
Das war´s für erste…Incredible India!
Huhu Janina!
Meld ich much auch mal und wünsche dir nch ganz viele tolle und krasse Entdeckungen!
Super, die Berichte bisher, bis bald online ;D
Hei Janina, super Bericht und Bilder.
Die Verkaufsstände lassen uns an unsere Zeit im Iran denken, man erkennt vieles wieder, nicht ganz so extrem in den Dimensionen wie Du es jetzt erlebst. Saft“buden“ gab es alle paar hundert Meter und man brauchte die Erfrischung auch. Eisgekühlter Möhren- oder Melonensaft.Granantapfel oder Orangensaft – Lecker!
Heute würde ich das wahrscheinlich auch erst nach einem halben Jahr im Land an der Strasse trinken. Damals hat es mir merkwürdiger Weise keine Schwierigkeiten gemacht.
Deine Schilderungen sind sehr anschaulich. Wir freuen uns auf den nächsten Bericht.
Alles Gute
wünschen H+M
Hallo meine Liebe!
Großartige Fotos und Berichte bisher. Da hatte ich wenigstens was tolles zu Lesen nach meinem Urlaub. Bei Superstarqualitäten musste ich grad echt lachen…
Gut, dass jetzt alles soweit geklärt ist mit deiner Wohnsituation. Jetzt kannst du alles in Ruhe erkunden.
Viel Spaß noch!
p.s. nicht wundern, ich schreibe einfach mal mit unserem Account von LeonBonn 😉