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Mein rechter, rechter Platz ist (nicht) frei

Nachdem wir von Sulawesi nun ein bißchen vom Norden und ein bißchen von der Mitte gesehen haben, soll´s zum Ende nochmal ein bißchen vom Süden sein. Bira ist das Ziel.

Von Poso aus fliegen wir nach Makassar. Der Morgen hat schon etwas skurril angefangen (erst sind wir die einzigen Passagiere am Flughafen, später sind wir umringt von Militär), der Nachmittag ging witzig weiter. In Makassar nehmen wir einen Minibus. Obwohl wir natürlich deutlich mehr zahlen als die Locals, ist der Preis für uns immer noch total günstig und deshalb heute das Transportmittel unserer Wahl. Nach gut 20 Minuten sind alle Plätze besetzt. Die Fahrt geht los.

In der Minibus-Sauna

Die gut 6-stündige Fahrt entpuppt sich mal wieder als besonders erinnerungswürdig: Wir sitzen zu zweit auf der hinteren Bank, die wir nahezu komplett einnehmen. Vor uns starren uns vier riesige Kinderaugen an. Das kleine Mädchen, das mit seiner Familie auf der Bank vor uns Platz genommen hat und ihr Bruder, haben sich umgedreht und werden nicht müde, die Augen auf uns zu richten. Die Überholmanöver sind wie immer absolut wahnsinnig, die Luft stickig, die Sonne macht aus dem Minibus einen Ofen. Aber das ist alles egal. Das gehört hier halt einfach irgendwie dazu.

Minibus Insassen
Das sind sie wieder – die Kinderaugen, die uns beobachten

Zehn sind nicht genug

Nach gut zwei Stunden hält der Fahrer an, am Straßenrand stehen ein paar Leute, es steigt also noch jemand dazu. Puh, das wird eng mit einer weiteren Person hier drin. “Wo soll die Person nur sitzen?”, denken wir uns. Derweil wird weiteres Gepäck im Kofferraum verstaut. Wir gehen davon aus, dass von der Familie nur eine Person mitfährt, weil es kurz so aussieht, als würde man sich voneinander verabschieden. Aber nix da. Es steigen ALLE ein: Zwei Erwachsene und zwei Kinder. Auf unserer Rückbank nimmt der Vater Platz, der seine Tochter auf den Schoß nimmt. Mutter und Geschwisterchen gehen zu den Damen auf der Bank vor uns. Ein anderes Kind wird nach vorne neben den Fahrer gereicht, um hier die letzten Zentimeter Platz zu nutzen. Tja, und dann sitzen wir weitere drei Stunden mit 14 Leuten in diesem Minibus. Obwohl ich mich die ganze Zeit über im kümmerlicher Haltung nach vorne beugen muss, weil zum anlehnen kein Platz da ist und mein Kopf an die Decke des Autos stößt und ich wie verrückt schwitze, finde ich das Ganze einfach nur amüsant. Ich schaffe es sogar ganz in Ruhe mein Buch zu lesen.

Insassen Minibus
Noch ist es „normal“ voll.

Herman the German

Eine gute Stunde vor Bira leert sich dann der Minibus rapide. Wir haben die Rückbank für wieder für uns. Vor uns hat nun ein Herr Platz genommen. Er spricht uns freundlich an und zwar in sehr gutem Englisch, was schon recht erstaunlich ist. Denn in Sulawesi ist Englisch keine Selbstverständlichkeit. Wer hier nicht unmittelbar mit dem Tourismus zu tun hat, kann in der Regel keine Fremdsprachen. Und dann kommt der Knaller: Als er von uns erfährt, dass wir aus Deutschland stammen, spricht er Deutsch! Und das richtig gut! Herman the German nennt er sich und lacht dabei (sein indonesicher Name ist Hermansyah oder so ähnlich).

Aber das ist nicht alles. Wir fragen ihn, ob er schon mal in Deutschland gewesen sei. Ja, das war er. “Wo denn genau?”, fragen wir ihn. “In einer Stadt, die sich Bielefeld nenne”, antwortet er trocken. Was bitte? Da sitzen wir hier im Minibus im äußersten Süden von Sulawesi, wo wir jemanden treffen, der Deutsch kann und dann war der auch noch schon mal in unserer alten Heimatstadt Bielefeld! Unfassbar. Die Welt ist ein Dorf.

Und so plaudern wir dann über den Rest der Fahrt über das kalte Wetter in Deutschland, über sein Leben auf Lombok und den Besuch bei seiner Familie, die hier im Süden von Sulawesi lebt. Kurz bevor er sich verabschiedet, drückt er uns noch seine Karte in die Hand und gibt uns ein paar Tipps für schöne Orte um Bira

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