Gepackt haben wir zwar erst einen Tag vorher (und das sogar erst am späten Abend, obwohl wir morgens um 5 Uhr schon aufstehen mussten), ich war aber nervöser als sonst vor unseren Reisen. Warum? Weil wir nicht nur für uns packen und mitdenken mussten, sondern auch für unseren neuen Reisebegleiter. “Wie viele Bodies brauchen wir?”, “Reichen drei Spucktücher? und ähnliche Fragen gepaart mit Gedanken à la “Hoffentlich hat er keinen Ohrendruck beim Fliegen” oder “Hoffentlich wird die Anreise nicht zu viel für ihn”. Kurzum: Die erste (Flug-) Reise mit Baby stand an.
Reisekompatibilitätstest: Mit Auszeichnung bestanden
Aber was soll ich sagen? Unser kleiner Mano hat den Reisekompatibilitätstest mit Bravour bestanden! Neun Stunden Anreise mit Fahrt zum Flughafen, Check-in, Flug, Mietwagen abholen und Fähre nach Gozo – offenbar kein Problem für den nicht mal drei Monate alten Minimenschen! Die meiste Zeit hat er geschlafen oder mit seinem Zuckerlächeln die Mitreisenden um uns in seinen Bann gezogen. Unsere Ankunft war also ziemlich entspannt. Entspanntes Baby, entspannte Eltern, oder war das etwa andersrum? 🙂
6 Tage Gozo, 6 Tage Malta. Das ist der Plan für unsere erste Familienreise.
Gozo empfängt uns mit Aprilwetter, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Sonne scheint, es regnet und stürmt und der Himmel ist dennoch ziemlich blau. Alles dabei. Das ist uns aber erstmal egal, schließlich müssen wir uns auf den Linksverkehr konzentrieren. Aber auch der erweist sich als machbar. Ist ja auch nicht unser erstes Mal auf der “falschen” Seite und erst recht nicht das letzte Mal, schließlich ist der Plan, bereits im Herbst die australische Ostküste entlang zu cruisen. Auch in dieser Hinsicht ist die Malta-Reise also eine Probe.
Mit Schirm, Charme und Baby
Die nächsten sechs Tage auf Gozo verbringen wir mit dem Erkunden der Insel. Ans andere Ende der Insel zu fahren, bedeutet im Zweifel aber in 15 Minuten am Ziel zu sein. Gozo ist halt ziemlich klein. Das ist eigentlich der einzige “Nachteil”, wenn man mit Baby unterwegs ist, wie sich herausstellt. Denn der Kleine schläft im Auto sofort ein und hat natürlich keine Lust nach ein paar Minuten wieder “umgepackt” zu werden. Aber das lässt sich lösen: Mit weniger Stopps und mehr Zeit an einem Ort.
Gozo gefällt uns. Außen tiefblaues Meer, innen Blumenwiesen im Frühling und schöne Dörfer. Es ist ziemlich ruhig hier. Fast zu ruhig. Trotz Osterferien ist in den Orten so gut wie nichts los. Lediglich in Xaghra und natürlich der Hauptstadt Victoria ist wirklich Leben und Dolce Vita. Was gibt es schöneres als bei Sonne in einem Café auf dem Dorfplatz zu sitzen? Wenig!
Sogar ein wenig Strand können wir genießen. Wir nehmen den einzigen Schattenplatz, den die Ramla Bay zu bieten hat. Zum Schwimmen ist es definitiv noch zu frisch, aber Ehsan wagt sich in Xlendi tatsächlich mal ins Wasser.
Sonne tanken auf Comino
An einem Tag machen wir einen Ausflug nach Comino. Manos erste Bootsfahrt. Auch die verschläft er. Dafür ist er dann auf Comino wach. Das satte Blau der Blauen Lagune will er sich wohl auch nicht entgehen lassen. Und er will natürlich getragen werden. Gar nicht so leicht, im wahrsten Sinne des Wortes. Der Riese wiegt ja schon fast 9 kg. Und gleichzeitig muss man ihn vor der Sonne schützen. Da es auf Comino wenig Schatten gibt, nimmt Ehsan den Schirm, den er am Vortag extra zu diesem Zweck gekauft hat.
Comino ist echt ein kleines Juwel. Gut, dass wir direkt früh morgens los sind (ein Baby macht´s möglich – hahaha). Denn um die Mittagszeit treffen die großen Boote ein mit Partytouristen. Die Blaue Lagune, die nur einen vielleicht 25 m langen Strand hat, wir dann schlagartig mit hunderten Touris überspült. Für uns hat´s dann eh gereicht – wir haben den Abflug gemacht.
Malta Teil II. Und wie wir das Beste draus gemacht haben.
Den zweiten Teil des Urlaubs wollen wir auf Malta selbst verbringen. Und sind bitter enttäuscht. Als in wir in Marsaskala in unserem Apartment ankommen, stellen wir fest: Hässlicher Ort, furchtbare Sauf-Touristen, alles dreckig, 30 Minuten Parkplatzsuche, sehr dunkler Wohnraum und das Schlimmste: Unser Apartment stinkt abartig nach Hund. Nach unserem hellen Apartment mit riesiger Dachterrasse in einem schönen Ort auf Gozo ist das hier das Kontrastprogramm. Dass aktuell in Köln 26 °C sind, macht es nicht einfacher. Noch am selben Abend schauen wir nach Rückflügen. Das hatten wir eigentlich noch nie: Das wir von einem Urlaubsort weg wollen und lieber zuhause wären.
Selbst Schuld. Also: Probleme lösen
Aber: Erstens sind wir selbst Schuld. Wir haben uns zu wenig informiert und hätten vorher feststellen können, dass wir im größten Ort von Malta sind und der unseren Geschmack nicht treffen wird. Außerdem hätten wir ein größeres Apartment mit besserer Aussicht buchen können. Zweitens: Alles hat sich zum Guten gewendet! Wir konnten mit der sehr liebevollen Vermieterin den Hundegestank ausmerzen, indem wir Teppich und Sofabezüge entfernt haben. Außerdem war es Ostersonntag als wir ankamen und scheinbar der Ort deshalb so stark mit Wochenendtouristen und Osterbesuchern überfüllt. An den folgenden Tagen konnten wir einen Parkplatz in unserer Straße ergattern und die Promenade war für einen Abendspaziergang immerhin ganz nett. Müll und Hundekacke waren trotzdem noch überall, aber das war eigentlich überall auf Malta der Fall, zumindest in den Orten.
Wie es doch noch schöner wurde
Und so haben wir halt das Beste draus gemacht. Die Hauptstadt La Valetta ist immer noch eine Schönheit und einen Besuch wert. Auch Rabat ist ein schönes Fleckchen, das wir länger erkundet hätten, wenn es nicht so windig gewesen wäre. Die alten Städte im Landesinneren sind eigentlich alle sehr schön! Aber der Rest von Malta? Naja, was soll ich sagen… Vor zwölf Jahren hat es uns gefallen. Heute nicht. Worin liegt´s? Vermutlich an verschiedenen Dingen: Unser Geschmack und Anspruch hat sich geändert, unsere Erinnerungen betrügen uns vielleicht etwas, aber Malta verändert sich nunmal auch sehr. Es wird viel gebaut, während es gleichzeitig jede Menge Leerstand gibt und Vieles zerfällt. Zerbrochene Bürgersteige, überall Dreck und Müll… Schade. Wir werden wohl nicht mehr wiederkommen.
Generalprobe erfolgreich
Der Malta-Urlaub war so eine Art Generalprobe für das nächste große Ding ab Herbst. Probe aber mehr für uns als für Mano.
Und das Fazit: Ich glaube wir haben alles ganz gut hingekriegt: Die richtigen Sachen eingepackt und das in der passenden Anzahl. Uns gut auf die Bedürfnisse des kleinen Milchmäulchens eingestellt sowie Flug, Fähre und Autofahrt gut gemeistert.
Versagt haben wir nur in Sachen Baby-Sonnenschutz. Das Sonnensegel für den Kinderwagen haben wir vergessen und eine passende Creme hatten wir auch nicht dabei, weil wir dachten, dafür ist es noch viel zu früh. Aber gut, wir lernen ja noch :-). Und verbrannt ist der Zwerg auch nicht! Wir haben ja immer Lösungen (und Schatten) gefunden. Außerdem wissen wir nun, dass es sinnvoll ist für eine Unterkunft lieber ein paar Euros mehr auszugeben und es richtig schön zu haben, weil man mit Baby ja doch öfter mal eine Pause einlegen muss. Früher brauchten wir halt nur was für die Nacht. Zu zweit ist man ja doch oft den ganzen Tag unterwegs. Aber für genau sowas war ja der Urlaub gedacht: Einfach mal üben mit Baby zu verreisen ;-).
Und nun ist schon die nächste kleine Reise geplant.